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Die Schwierigkeiten beim Entscheiden

Diese Seite beleuchtet die Herausforderungen bei der Entscheidungsfindung und zielt darauf ab, ihre Ursachen verständlicher zu machen. Das Verständnis der Ursprünge ermöglicht es, die Problem leichter bewältigen zu können.

Wie entsteht Entscheidungs- müdigkeit?

Im Laufe eines Tages treffen wir viele Entscheidungen. Jedoch kann eine große Anzahl an Entscheidungen negative Auswirkungen auf die Kontrolle unseres Verhaltens und die Qualität nachfolgender Entscheidungen haben. Dieses Phänomen wird als Entscheidungsmüdigkeit bezeichnet und tritt ein wenn, unsere mentale Kapazität durch wiederholte Entscheidungsprozesse aufgebraucht wurde.1

Dies führt auf die Theorie der Ego-Depletion zurück, welche erklärt, dass wenn Personen verantwortungsvollen Entscheidungen nachgehen, anstatt ihren grundlegenden Impulsen nachzugeben, mentale Ressourcen verbrauchen. Auf ein Stück Kuchen zu verzichten ist demnach schwieriger, als es anzunehmen, da es mehr Energie verbraucht, die langfristigen Vorteile zu berücksichtigen als die jetzigen Bedürfnisse zu befriedigen.

Demnach wird die geistige Energie immer weiter erschöpft, wenn Entscheidungen oder Aufgaben ausgeführt werden, die Selbstkontrolle erfordern. Dazu kommt, dass komplexere Entscheidungen mehr kosten als einfachere. Je weiter diese Energie aufgebraucht wird, desto weniger sind wir in der Lage unsere Grundbedürfnisse abzulehnen, worunter im Endeffekt unsere Entscheidungen leiden.2 Daher kann der Prozess der Ego-Depletion zur Entscheidungsmüdigkeit führen.1
Entscheidungsmüdigkeit bezeichnet den Zustand, in dem die Qualität und Effizienz von Entscheidungen abnimmt, je mehr Entscheidungen im Laufe des Tages getroffen werden. Dieser Zustand kann dazu führen, dass unüberlegte Entscheidungen getroffen werden, da der Analyseprozess übersprungen wird. Es kann auch dazu führen, dass die Entscheidung verschoben oder gar nicht getroffen wird.2

Tagtägliche Entscheidungen

Tagtäglich treffen wir viele verschiedene und auch kleinere Entscheidung, die dazu führen können, dass wir unter Entscheidungsmüdigkeit leiden. In dem Beispiel werden einige dieser alltäglichen Entscheidung dargestellt, helfe Curio sich zu entscheiden.

Worin besteht das Paradox der Wahl?

„Je mehr, umso besser!“

In der heutigen Gesellschaft wird oft angenommen, dass mehr Auswahlmöglichkeiten besser sind und dass das Verlangen nach Optionen unendlich ist. Es gibt sicherlich Situationen, in denen eine breite Palette von Optionen positive Effekte haben kann, wie z.B. bei einem Restaurantbesuch, wenn man ein spezifisches Gericht erwartet, oder bei einem Einkauf mit schwierig zu findenden Zutaten. Doch gleichzeitig gibt es das Phänomen der „Überwahl“, das auftritt, wenn es zu viele ähnliche und gleichwertige Optionen gibt.3

Mit einer steigenden Anzahl von Auswahlmöglichkeiten steigt auch der Aufwand, eine gute Entscheidung zu treffen, was zu einer Belastung werden kann. Die Entscheidungsfindung wird komplexer und kann zu Überforderung führen. Eine Zunahme der Auswahlmöglichkeiten kann dazu führen, dass die Motivation eine Entscheidung zu treffen abnimmt oder sogar komplett abgebrochen wird, da es durch die Angst, die falsche Wahl zu treffen, zu Unsicherheit und Zögern kommt. Auch kann es zu Unzufriedenheit mit der schließlich gewählten Option kommen, da immer wieder hinterfragt wird, ob die anderen Optionen besser gewesen wären.4

Es ist nicht immer schlecht eine größere Auswahl an Optionen zu haben, daher müssen zuerst einige Bedingungen erfüllt werden, damit es zu dem Auswahlparadox kommt.
Eine Voraussetzung dafür ist, dass die Personen mit den Auswahlmöglichkeiten keine klare Präferenz für einen bestimmten Artikeltyp oder eine Kategorie aufweist. Wenn es bereits vorher klare Präferenzen gibt, kann die Entscheidungsfindung leichter fallen. Darüber hinaus kann es zu einem Auswahlparadox kommen, wenn kein klarer Favorit aus der Auswahl hervorsticht und alle Optionen als gleichwertig angesehen werden.5 Wenn ein Artikel, z.B. durch einen Rabatt, aus der Menge hervorsticht, kann unsere Wahl erleichtert werden.
Ebenfalls kann es zu einer höheren Zufriedenheit bei einer großen Auswahl kommen, wenn die Person eine bestimmte Expertise in dem Thema hat, wodurch sie die Optionen besser abschätzen kann und nicht von der Vielfalt überwältigt wird.5

Eiscreme-Paradox

Stelle dir vor, du stehst vor einem neuen Eisgeschäft, und vor dir erstreckt sich eine große Auswahl an Eissorten. Doch leider trägst du bloß genügend Geld mit dir, um dir zwei Sorten zu kaufen. Nun liegt es an dir, dich für 2 der Sorten zu entscheiden.

Kirsche

Schokolade

Vanille

Kokosnuss

Zitrone

Himbeere

Erdbeere

Haselnuss

Pistazie

Walnuss

Stracciatella

Banane

Waldmeister

Minz-Schokolade

Yogurette

Erdnussbutter

Joghurt

Salted Karamell

Nutella

Snickers

Was sind kognitiven Verzerrungen?

Kognitive Verzerrungen sind Denkfehler oder systematische Abweichungen in unserem Denkprozess. Sie entstehen aufgrund unserer begrenzten Fähigkeit, Informationen objektiv zu verarbeiten und werden durch persönliche Erfahrungen, Erwartungen, Emotionen und unbewusste Denkmuster beeinflusst.6 7

Diese Verzerrungen können dazu führen, dass wir unlogische oder irrationale Entscheidungen treffen, bestimmte Informationen ignorieren oder falsch interpretieren. Es sind Schwächen im Denken, bei denen wir Schlussfolgerungen ziehen, ohne ausreichende Beweise zu haben. Man könnte sie als mentale Abkürzungen betrachten, die auf den ersten Blick sinnvoll erscheinen, aber im Nachhinein bei genauerer Betrachtung zusammenbrechen. Es gibt zahlreiche Verzerrungen, die Verhaltensweisen beeinflussen, wie Entscheidungsfindung, Urteilsvermögen und soziale Interaktionen.7

Verlustaversion und die versunkenen Kosten

Verlustaversion beschreibt unsere starke Tendenz, Verluste zu vermeiden, anstatt Gewinne zu erzielen. Dabei empfinden wir den Schmerz, etwas zu verlieren, als doppelt so stark wie die Freude, etwas zu gewinnen. Wenn uns eine 50:50-Chance gegeben wird, entweder 100€ zu gewinnen oder 100€ zu verlieren, entscheiden sich die meisten von uns gegen das Spiel, weil der erwartete Wert als negativ wahrgenommen wird.8

Diese Verlustaversion kann ebenfalls zu dem Versunkene-Kosten-Phänomen führen. Dieses beschreibt unsere Tendenz, an einer Entscheidung festzuhalten, wenn wir bereits Zeit, Mühe oder Geld investiert haben, unabhängig davon, ob die aktuellen Kosten die Vorteile überwiegen. Denn würden wir uns dazu entscheiden, die Aktivität abzubrechen, gingen unsere vorherigen Investitionen verloren.9

Der Confirmation Bias

Der „Confirmation Bias“ beschreibt die Neigung, Informationen so zu interpretieren oder zu suchen, dass sie unsere bestehenden Überzeugungen bestätigen. Nachdem wir eine Meinung oder Entscheidung gebildet haben, neigen wir dazu, nur die positiven Aspekte zu sehen und Fakten so auszulegen, dass sie unsere Entscheidung unterstützen. Dies birgt das Risiko, fehlerhafte Entscheidungen zu treffen, da wir Argumente, die unserer Meinung widersprechen könnten, ignorieren oder verdrehen.8
Dies kann zu schlechten Entscheidungen führen, da es die Realität verfälscht, von der wir unsere Beweise ziehen.10

Der Bandwagon Effekt

Der Bandwagon-Effekt bezieht sich darauf, dass wir bestimmte Verhaltensweisen oder Überzeugungen übernehmen, weil viele andere Menschen dasselbe tun. Dabei überspringen wir den komplizierten Prozess der eigenen Bewertung und verlassen uns darauf, dass andere dies bereits vor uns getan haben. Wir tun dies, um nicht negativ aufzufallen und ausgeschlossen zu werden, oder um auf der „sicheren Seite“ zu sein.
Dies kann jedoch dazu führen, dass kritisches Denken verloren geht und wir Entscheidungen treffen, die nicht in unseren eigenen Interessen sind. Es ist wichtig, Ideen und Verhaltensweisen auf ihre Merkmale und Auswirkungen für uns zu prüfen und dann Entscheidungen zu treffen. Der Bandwagon-Effekt kann uns davon abhalten, unabhängige Entscheidungen zu treffen, indem er uns glauben lässt, dass die populäre Entscheidung die richtige ist.11

Planungsparalyse - worum geht's?

Die Planungs Paralyse beschreibt die Tendenz, Entscheidungen aufzuschieben oder sich zu sehr in einer Planungsphase zu vertiefen, weil man glaubt, durch das Sammeln neuer Informationen ein besseres Ergebnis zu erzielen. Dadurch entsteht das Gefühl, dass es weitere Informationen gibt, welche benötigt werden, um voranzukommen. Doch dieser Ansatz hat seine Grenzen, da mit der Zeit der Nutzen der zusätzlichen Informationen und Analysen abnimmt.12 Es ist wichtig, ein Gleichgewicht zu finden und nicht zwischen zwei Extremen zu schwanken: Entscheidungen ohne gründliche Studien und Reflexion („Extinction by Instinct“) oder die übermäßige Verwendung von Zahlen, Analysen und Berichten ohne klares Ziel („Paralysis by Analysis“).13

Es kann schnell zu einer Entscheidungslähmung kommen, wenn es zu viele Informationen gibt und man sich in einem Übermaß von Informationen verliert. Darüber hinaus kann ein Auslöser sein, dass versucht wird, sich vor der eigentlichen Umsetzung der Aufgabe oder des Projekts zu scheuen. Dazu kommt, dass Perfektionismus und der Versuch, die Analysephase komplett abzuschließen, zu einer Entscheidungslähmung führen können. Fehlende Zeitvorgaben für die Analyse können die Situation weiter verschlimmern, da kein klarer Rahmen für die Entscheidungsfindung vorgegeben ist.12

Die Ursachen für Planungs Paralyse können vielfältig sein: Zum Beispiel könnte man mit einer Lösung für ein Problem starten, nur um später herauszufinden, dass diese nicht funktioniert. Dann beginnt man verzweifelt nach weiteren Beweisen zu suchen, um die ursprüngliche Theorie zu stützen oder eine neue zu entwickeln. Manchmal sucht man auch nach zusätzlichen Beweisen, um eine Aussage zu unterstützen, von der man glaubt, dass sie nicht gut aufgenommen wird. Ein Mangel an Selbstvertrauen in die eigene Arbeit oder Angst und Unentschlossenheit können ebenfalls zu Planungs Paralyse führen.12
Planen und Analysieren sind Komfortzonen, da diese leicht auszuführen sind und kein aktives Handeln benötigen, welche Risiken mit sich führen könnten. Es ist einfacher, in der Komfortzone der Planung zu bleiben, weil es technisch gesehen zu der Erfüllung der Aufgabe beiträgt. Dadurch entsteht das Gefühl produktiv zu sein, obwohl ab einem bestimmten Punkt die Entscheidung nur noch herausgezögert wird.14

5 Methoden für kluge Entscheidungen

Schon mal von der 6 Hut Methode gehört? Oder der 10 / 10 / 10 Methode? Es gibt viele unterschiedliche Techniken, die verwendet werden können, um den Entscheidungsprozess zu erleichtern. Finde hier mehr über fünf Methoden heraus, die dich dabei unterstützen könnten.

Quellenangaben

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Entscheidungsmüdigkeit

Quelle 1: Pignatiello, G. A., Martin, R. J., & Hickman, R. L. (2018). „Decision fatigue: A conceptual analysis.“ Journal of Health Psychology, 25(1), 123–135. https://doi.org/10.1177/1359105318763510 (abgerufen am 22.07.2023)

Quelle 2: Oto, B. (2012). „When thinking is hard: managing decision fatigue.“ EMS world. 41. 46-50. https://www.researchgate.net/publication/ 225279309_When_thinking_is_hard_managing_decision_fatigue (abgerufen am 22.07.2023)



Paradox der Wahl

Quelle 3: Iyengar, S. S., & Lepper, M. R. (2000). „When choice is demotivating: Can one desire too much of a good thing?“ Journal of Personality and Social Psychology, 79(6), 995–1006. https:// faculty.washington.edu/jdb/345/345%20Articles/Iyengar%20&%20Lepper%20(2000).pdf (abgerufen am 21.07.2023)

Quelle 4: Schwartz, B. (2007). „The paradox of choice: why more is less.“ (Adobe Acrobat eBook Reader Edition). HarperCollins Publishers Inc. S. 5, 48, 85.

Quelle 5: Scheibehenne, B., Todd, P. M., Greifeneder, R. (2010) „Can there ever be too many options? A meta‐analytic review of choice overload.“ Journal of consumer research. 37(3). S. 409–425. https://archive-ouverte.unige.ch//unige:76440 (abgerufen am 21.07.2023)



Kognitive Verzerrungen

Quelle 6: MindTools. (o.D.). „Cognitive Bias - How to Make Objective Decisions“ https:// www.mindtools.com/a0ozgex/cognitive-bias (abgerufen am 20.07.2023)

Quelle 7: Hollins, P. (2021). „The Art of Strategic Decision-Making: How to make tough decisions quickly, intelligently, and safely“. S. 140ff.

Quelle 8: Spreer, P. (2021). „PsyConversion®“ (2. Auflage). Springer Gabler. S. 226, 246. https://doi.org/ 10.1007/878-3-658-32255-7 (abgerufen am 22.07.2023)

Quelle 9: The Decision Lab. (o.D.). „Why do we buy insurance? Loss-aversion, explained.“. https:// thedecisionlab.com/biases/loss-aversion (abgerufen am 22.07.2023)

Quelle 10: The Decision Lab. (o.D.). „Why do we favor our existing beliefs? - The Confirmation Bias, explained“. https://thedecisionlab.com/biases/confirmation-bias (abgerufen am 22.07.2023)

Quelle 11: The Decision Lab. (o.D.). „Why do we support opinions as they become more popular? Bandwagon Effect, explained“. https://thedecisionlab.com/biases/bandwagon-effect (abgerufen am 22.07.2023)



Planungs Paralyse

Quelle 12: Famuyide, S. (2017, 14. Februar). „Managing Analysis Paralysis“. Business Analyst Learnings. https://www.businessanalystlearnings.com/blog/2014/2/10/managing-analysis-paralysis? expand_article=1 (abgerufen am 20.07.2023)

Quelle 13: Langley, A. (1995). „Between "Paralysis by Analysis" and "Extinction by Instinct"“. Sloan Management Review. 36(3). S. 63. https://researchbcc.files.wordpress.com/2012/10 between_paralysis_by_analysis_and_extinction_by_instinct.pdf (abgerufen am 20.07.2023)

Quelle 14: Hollins, P. (2021). „The Art of Strategic Decision-Making: How to make tough decisions quickly, intelligently, and safely.“ S. 172.